Gedankenspiele, Anregungen und Ideen:
Diese Einträge widerspiegeln meine persönliche Meinung und Erfahrungen.

Der 6. Sinn

Gepostet von Esther Matter am Sonntag, Februar 19, 2012 Unter: Wahrnehmung

Unsere fünf anerkannten Sinne, sehen, riechen, schmecken, tasten und hören sind permanent im Einsatz. Sie funktionieren automatisch. Sie helfen uns dabei, Personen und Situationen richtig einzuschätzen. Und sie warnen uns vor Gefahren. Es war jedoch ein hartes Stück Arbeit und Training, all diese Sinne zu trainieren und zu schärfen. Wer die Gelegenheit hat, ein Baby aufwachsen zu sehen, kann dies hautnah mitverfolgen. Da gibt es die orale Phase, während der alles in den Mund gesteckt wird um die Welt auf diese Weise zu erkunden. Aktuell lernt mein 15 Monate alter Sohn, Geräusche richtig einzuordnen. Hört er einen Vogel, beginnt er zu pfeifen. Sieht er einen Kirchturm, sagt er bim-bam. Daneben erkundet er alles mit den Händen. Auch beim zehnten Mal ist es noch spannend, das Katzenfutter in der ganzen Küche zu verstreuen.

Wir Erwachsenen haben all diese Eindrücke abgespeichert. Wir wissen, wie es sich anfühlt, in ein Stück Stoff zu beissen oder wir wissen, wie heiss ein Feuer brennt. Vielmehr noch. Vieles wird mit Hilfe der sogenannten Auto-Vervollständigung wahrgenommen. Damit meine ich, wenn wir etwas sehen machen wir automatisch etwas daraus, was wir bereits kennen, basierend auf unsere bisherigen Erfahrungen. Das Spiel Montagsmaler ist ein gutes Beispiel dafür. Wird ein Kreis gemalt, wird als erstes oft an eine Sonne, einen Ball, ein Gesicht oder eine Blume gedacht. Doch aus diesem Kreis könnte auch  eine x-beliebige andere Form entstehen.

Zu wissen, dass unsere Psyche so funktioniert finde ich wichtig. Ganz besonders wichtig, wenn man sich mit dem oft umstrittenen sechsten Sinn beschäftigt. Übersinnliche Wahrnehmung, Intuition oder Hellsehen sind andere gängige Namen dafür. Aufgrund meiner Erfahrungen bin ich mir ganz sicher: Wir alle haben diesen sechsten Sinn. Wir alle handeln in bestimmten Situationen intuitiv richtig. Ich vermute, die meisten haben schon einmal ohne Worte die "dicke Luft" zwischen zwei Menschen gespürt. Oder bemerkt, wenn sich jemand von hinten nähert, auch wenn es lautlos geschieht. Doch diesem sechsten Sinn wird bei uns nicht die gleiche Bedeutung beigemessen wie den anderen Sinnen. Diese Art der Wahrnehmung wird meistens weder bewusst geübt noch bewusst im Alltag angewendet.  Es ist jedoch möglich, sie zu schulen. Doch auch hierfür braucht es hartes Training. Gewissen Menschen fällt es leichter als anderen. Die einen interessieren sich dafür, andere nicht. Es ist ähnlich wie bei einem Musikinstrument. Das Klavier ist für mich eines der schönsten Instrumente. Trotzdem habe ich nie Klavier gespielt. Hätte ich es lernen wollen, wäre dies wahrscheinlich nur mit dem grössten Effort möglich gewesen. Denn ich habe eher zwei linke Hände. Ich hätte wohl ein gewisses Niveau erreichen können, doch zu einem Klavierlehrer oder gar einem kleinen Mozart hätte ich es nie geschafft. Ich glaube, eine solche Blickweise darf auch die Schulung von hellseherischen Fähigkeiten übertagen werden.

Beginnt man sich mit dem sechsten Sinn zu beschäftigen, begibt man sich auf eine spannende Reise. Es bedeutet, herauszufinden, wie die eigene, intuitive Wahrnehmung funktioniert. Richtig und falsch bekommt plötzlich eine neue Bedeutung. Die sonst übliche Auto-Vervollständigung schaltet man besser aus, um Fehlinterpretationen zu vermeiden. Ich bin nun seit gut sechs Jahren daran, meine Intuition bewusst zu schulen. Wenn ich eines gelernt habe, dann, dass sich diese stets weiterentwickelt. Meine Wahrnehmung funktioniert nicht gleich wie diejenige meines Gegenübers. Das Fundament ist das Vertrauen in die eigene Intuition. Darauf kann aufgebaut werden.

In: Wahrnehmung 



blog comments powered by Disqus