Gedankenspiele, Anregungen und Ideen:
Diese Einträge widerspiegeln meine persönliche Meinung und Erfahrungen.

Geben und Nehmen

Gepostet von Esther Matter am Freitag, Oktober 5, 2012 Unter: Weltanschauung

Jahrelang war ich der Auffassung, dass sich Geben und Nehmen ungefähr im Gleichgewicht halten soll. Egal ob in einer Beziehung, bei der Arbeit oder wo auch immer man sich persönlich engagiert. Gibt man nur, fühlt man sich ausgenützt. Nimmt man nur, ist man ein Profiteur. Schliesslich soll es für alle beteiligten Personen stimmen.

Letzteres finde ich nach wie vor. Im optimalen Fall soll es immer zum Wohle aller beteiligten Menschen sein. Doch heute mache ich mein Befinden nicht mehr vom Nehmen und Geben abhängig. Dadurch entfällt auch die Erwartungshaltung an mein Gegenüber, geben oder nehmen zu müssen.

Bin ich glücklich und zufrieden, kann ich geben so viel ich will. Es kommt zu einer Multiplikation der Freude: Fühlt sich ein Freund besser, nachdem ich ihm zuhörte, freue ich mich darüber. Gleichzeitig freue ich mich darüber, konnte ich zu einem besseren Befinden beitragen.

Schwieriger wird es, wenn es mir nicht so gut geht. Sehr schnell ist eine Erwartungshaltung da, dass mich ein guter Freund oder ein Familienmitglied wieder glücklich machen soll. Nun soll mich jemand aufbauen, schliesslich habe ich mir letzte Woche auch stundenlang den Kummer von meiner Freundin angehört. Ist diese Erwartungshaltung berechtigt? Das bezweifle ich heute stark. Niemand ausser ich selbst bin für mein eigenes Glück verantwortlich. Letztendlich muss ich selber aktiv werden und herausfinden, wie ich wieder aus einer schwierigen Situation herausfinden kann. Oft kann man äusserliche Umstände nicht ändern, den eigenen Blickwinkel, der eigene Umgang mit der aktuellen Konstellation jedoch sehr wohl. Ich versuche vermehrt genau dort anzusetzen. Oft erfolgreich.

Natürlich ist die Unterstützung von lieben Mitmenschen Gold wert, wenn es mir nicht gut geht oder mich Sorgen plagen. Und ich schätze ein für mich Dasein in solchen Momenten besonders. Doch ich sehe es als keine Selbstverständlichkeit. Vielmehr bin ich einfach dankbar. Übrigens ist es vielleicht nicht meine beste Freundin, die mir die Augen öffnet oder mich aufheitert, sondern beispielsweise die neue Nachbarin, welche mir gerade überraschend im Treppenhaus begegnet ist. 

In: Weltanschauung 



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