Gedankenspiele, Anregungen und Ideen:
Diese Einträge widerspiegeln meine persönliche Meinung und Erfahrungen.

Mutig, mutig

Gepostet von Esther Matter am Mittwoch, Juni 13, 2012 Unter: Weltanschauung

Kürzlich schaute ich mit meinem Sohn Janick ein Bilderbuch zum Thema Mut an. In dieser Geschichte beschliessen eine Schnecke, eine Maus, ein Frosch und ein Spatz einen Wettkampf zu machen, wer von ihnen am mutigsten ist. Die Maus taucht beispielsweise bis zum anderen Ufer und wieder zurück, was für sie sehr mutig, für den Frosch hingegen reines Vergnügen ist. Der sonst stets mutige Spatz beschliesst gar überhaupt nicht mitzumachen, denn einmal nicht mitzumachen, bedeutet für ihn Mut. Am Ende der Geschichte angekommen frage ich Janick, was denn für ihn mutig sei. "Zu leben", meinte er. Da fragte ich nach, wie das zu verstehen sei. Er erklärte mir daraufhin in seinen Worten, ohne den Mut zu leben, würde man sterben. Da war ich erst einmal sprachlos. Was für eine Wahrheit. Von einem 4-jährigen Jungen wohlgemerkt!

Und wie recht Janick doch hat. Dem Leben mit all seinen Höhen und Tiefen zu begegnen braucht sehr viel Mut. Beim Geniessen und glücklich sein fällt es einfach zu leben und der Lebensmut ist wie selbstverständlich vorhanden. Begegnet uns hingegen ein Schicksalsschlag wie beispielsweise eine schwere Krankheit, ein Trauma oder der Verlust eines geliebten Menschen, wird es viel schwieriger. Dies musste ich kürzlich selber sehr schmerzlich erfahren, nachdem mein Vater gestorben war. Die Trauer nahm mich so in Beschlag, dass es mir schwer fiel, aufzustehen. Es brauchte für mich Mut und Überwindung, unter Menschen zu sein und am Lebensgeschehen teilzunehmen. Viel lieber hätte ich mich den ganzen Tag verkrochen und geschlafen. Wie gerne wäre ich doch der Trauer und dem Schmerz ausgewichen. Doch ich wusste dies würde mir letztlich nicht gut tun. Deshalb entschloss ich mich, mutig zu sein. Dem Schmerz und der Trauer zu begegnen. Das Leben auch in dieser schwierigen Zeit zu umarmen im Wissen, auch damit um eine wertvolle Erfahrung reicher zu werden. 

Glücklicherweise finden die meisten Menschen immer wieder den Mut zu leben. Nach jedem Regen wird früher oder später wieder die Sonne scheinen. Darauf können wir vertrauen.  Am einfachsten ist es für mich, wieder neuen Lebensmut zu schöpfen, wenn ich mich an allem Lebendigen orientiere. Damit meine ich dem Lachen der Kinder zuzuhören und mich gar davon anstecken lasse. Dem Marienkäfer auf meiner Hand Beachtung zu schenken und mich von ihm kitzeln lassen. Zur Haltestelle rennen und mich darüber freuen, wenn ich den Bus im letzen Moment erwischt habe. Aber auch wenn ich in der freien Natur bin, kann ich gut tanken. Sei es beim spazieren, auf dem Spielplatz oder bei der Gartenarbeit. Natürlich arbeite ich auch an meinem eigenen Energiefeld oder lasse mich von anderen Menschen unterstützen. Über das Erlebte sprechen oder darüber schreiben bis ich es irgendwo an einem für mich guten Örtchen ablegen kann, tut mir auch immer wieder gut.

Doch für all diese Schrittchen, mit dem Ziel, den Lebensmut wiederzufinden, muss ich mir selber die Erlaubnis geben vorwärts zu gehen. Mir zugestehen, dass es mir wieder besser gehen darf. Mir zuliebe.

In: Weltanschauung 



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