Gedankenspiele, Anregungen und Ideen:
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Müssen Erzieher erzogen werden?

Gepostet von Esther Matter am Mittwoch, Januar 16, 2013 Unter: Wohlbefinden

Gestern im «10vor10» kam wurde die Frage gestellt, ob man wirklich lernen kann gute Eltern zu sein. Grund dafür ist eine neue Studie von Margrit Stamm, Erziehungswissenschaftlerin an der Universität Freiburg. In ihrer Studie an 300 Mittelstandfamilien hat sie aufgezeigt, dass der Erziehungsarbeit in Familien eine «überragende Bedeutung» zukommt. Ausserfamiliäre Angebote wie Krippen haben gemäss Studie einen wesentlich kleineren Einfluss auf das «gute» Aufwachsen des Kindes. Es erstaunt daher nicht, dass nun Wissenschaftler fordern, die Erziehungskompetenz von jungen Eltern zu stärken. 

Eine gute Idee, finde ich. Jede Verbesserung, ob gross oder klein, kommt schliesslich dem Kindswohl zugute. Doch wie soll das gehen? Was ist überhaupt eine gute Erziehung? Wenn ich mich nur schon in meinem Umfeld umschaue, gehen die Meinungen dazu auseinander. Und Eltern zu einem obligatorischen Erziehungskurs zu verdonnern, geht schliesslich überhaupt nicht. 

Ich würde bei der Information über die körperliche, psychische und geistige Entwicklung von Babys, Kindern und Jugendlichen ansetzen. Versteht man besser, wie Kinder funktionieren und was in ihnen vorgeht, so kann man auch besser auf ihre sich stets wandelnden Bedürfnisse eingehen. Nur so ist es möglich, dem Kind altersgerechte Kompetenzen zuzusprechen und das Kind weder zu über- noch zu unterfordern. 

Es gibt hierfür übrigens bereits ein fantastisches Tool: Die Pro Juventute Elternbriefe begleiten und unterstützen Eltern in den ersten sechs Lebensjahren ihres Kindes mit praktischen Informationen. Sie vermitteln grundlegendes Wissen zu den Themen Pflege, Ernährung, Entwicklung, Gesundheit und Erziehung des Kindes. Als wir noch in der Stadt Zürich wohnten, wurden uns die Elternbriefe von der Stadt offeriert. Nun hier in einem Vorort von Zürich, leider nicht mehr. Solche Elternbriefe, kostenlos an alle Eltern der Schweiz verschickt, dünkte mich gut investiertes Geld. Das Angebot liesse sich sicher zudem auch auf ältere Kinder und Jugendliche ausbauen. 

Natürlich ist das Wissen über die Entwicklung der Kinder nur einen Faktor, welcher zu einer «guten» Erziehung beiträgt – wenn auch ein wichtiger. Genauso dazu gehört die Fähigkeit sich in das Kind hinein zu fühlen, respektvoller Körperkontakt, das Kind mit all seinen Stärken und Schwächen zu akzeptieren und zu lieben, kostbare Zeit mit dem Kind zu verbringen, zu diskutieren sowie Mitgefühl und Verständnis zu zeigen. 

Aber auch Fehler zu machen, wütend werden, zu streiten und die Nase von allem voll zu haben betrachte ich als elementar. Sofern daraufhin die Versöhnung folgt und sich ein Erwachsener auch beim Kind für sein Fehlverhalten entschuldigen kann. Schliesslich enthält das Menschsein die ganze Palette.


In: Wohlbefinden 



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